Caesar & Cleopatra ist ein reines 2-Personen-Spiel mit hohem taktischen Anspruch und der ständigen Möglichkeit, den Gegner in die Irre zu führen.
Erfahrenere Spieler haben hier zu Beginn leichte Vorteile, so dass ich das Spiel vornehmlich Erwachsenen und Gleichaltrigen empfehlen möchte - beim generationsübergreifenden Spielen kann es meines Erachtens zu schnellen Feldvorteilen auf einer Seite kommen. Männer und Frauen finden hingegen meines Erachtens gleichermaßen Spaß und Herausforderung in diesem Spiel.
Ihre Aufgabe:
Bringen Sie möglichst viele Patrizier(karten) in Ihren Besitz. Die insgesamt 21 Patrizier des Spiels unterteilen sich in fünf Gruppen. Es gibt:
je 5 Senatoren, Praetoren und Quaestoren
je 3 Zensoren und Aedilen.
Diese Karten werden in fünf Stapeln in der Mitte der Spielfläche offen nebeneinander ausgelegt.
Daneben gibt es einen Stapel mit "Vertrauensfragen", der verdeckt ausliegt.
Neben beiden Spielern befinden sich ungewöhnlicherweise jeweils zwei Nachziehstapel:
• ein Stapel beinhaltet ausschließlich Karten mit den Werten 1-5 sowie eine Karte ohne Wert: den Philosophen (hierzu gleich mehr). Diese Karten heißen "Einflusskarten".
• der zweite Stapel trägt auf der Kartenrückseite ein "A", das für "Aktionskarten" steht. Es gibt sechs verschiedene Aktionen, mit denen Sie entweder Karten entfernen, offenlegen, neu sortieren oder eine Aktion des Gegners verhindern dürfen.
Anmerkung: Dieser "Aktions"-Stapel wird nicht gemischt, sondern von Ihnen vor Spielbeginn in beliebiger Reihenfolge bestimmt. Das eröffnet für erfahrene Spieler noch einmal zusätzliche taktische Möglichkeiten - aber Achtung: diese einmal vorgenommene Sortierung kann im Laufe des Spiels zu keinem Zeitpunkt mehr verändert ("korrigiert") werden ... und das wird Sie das eine oder andere Mal garantiert wahnsinnig machen! :-)
Beide Spieler erhalten zudem gleich zu Beginn eine Karte mit einer Sonderaufgabe, die darin besteht, von einer der drei 5er-Patriziergruppen (Senatoren, Praetoren oder Quaestoren) die Mehrheit zu erwerben, also mindestens 3 dieser 5 Karten in
seinen Besitz zu bringen. Hierfür winken in der Endabrechnung zusätzliche Punkte.
Pikant: Es gibt jeweils 2 Karten mit identischer Aufgabenstellung, so dass es durchaus passieren kann, dass beide Spieler die selbe Aufgabe erhalten - rein rechnerisch aber natürlich nicht gleichzeitig erfüllen können.
Sie legen an die Patriziergruppen pro Runde ein oder zwei Handkarten an, entweder:
- eine Karte verdeckt oder
- zwei Karten offen (sichtbar für den Gegner), die Sie dann sogar auf zwei Patrizier verteilen dürfen.
Durch das verdeckte Anlegen der Handkarten lassen/sind Sie permanent im Unklaren, welche Summen sich mittlerweile beim Gegenüber angesammelt haben. Versuchen Sie nun, vielen Karten gegenzusteuern, oder konzentrieren Sie sich lieber auf einen der anderen Patrizier?
Schwer zu sagen, zumal es noch eine Karte gibt, die - verdeckt gespielt - nicht von den anderen zu unterscheiden ist: der Philosoph. Wird diese Karte bei einer Auswertung aufgedeckt, gilt plötzlich nicht mehr das Mehrheitsrecht (angelegte Zahlenwerte werden wie üblich addiert, der Spieler mit der höheren Summe gewinnt), sondern im Gegenteil: der Spieler mit der kleineren Summe gewinnt die Karte des Patriziers, da der Philosoph das Ergebnis mal eben umdeutet.
Spätestens jetzt ist Bluffen und Taktieren angesagt: Sind die verdeckt liegenden Karten alles Zahlenwerte, oder verbirgt sich ein Philosoph darunter? Diese Frage taucht immer wieder auf, Sie wird Ihnen keine Ruhe lassen - besonders wenn der gewiefte Gegner auffallend wenige Karten an einer Gruppe liegen lässt! :-)
Beide Spieler haben in jeder Runde die Möglichkeit, "aktiv" oder "passiv" zu spielen.
• Passiv ist dabei schnell erklärt: Sie legen beliebige viele Handkarten ab und ziehen dafür neue nach. Ende.
• Weit spannender und häufiger ist jedoch die aktive Variante, die sich wiederum in bis zu vier Aktionen aufteilt:
1. Aktionskarte ausspielen (ab Runde 2, da zu Beginn noch keine Aktionen auf der Hand liegen dürfen)
2. 1-2 Handkarten verdeckt/offen anlegen
3. Handkarten auf 5 Stück aufstocken. Der Spieler entscheidet bei jeder nachzuziehenden Karte neu, von welchem der beiden Stapel "Einfluss" (Zahlen & Philosoph) oder "Aktion" (s.o.) er nachziehen möchte.
4. Oberste "Vertrauensfrage"-Karte aufdecken und - in den meisten Fällen - die dort angesprochene Patriziergruppe auswerten (daneben gibt es noch wertlose Karten, bei denen der Mitspieler sofort seinen Gegenzug beginnen kann, sowie eine Karte, die zum erneuten Mischen der gesamten Vertrauensfragen auffordert).
Bei einer Auswertung gibt es übrigens einen noch unerwähnten Umstand, der im Laufe des Spiels eine gewichtige taktische Komponente bekommt: Es werden nach einer Auszählung nicht etwa alle Karten, die an diesem Patrizier bisher angelegt wurden, entfernt; nein, lediglich die höchste Karte des Werthöheren* und die niedrigste Karte des Wertniedrigeren* werden entfernt, alle anderen Karten bleiben offen an diesem Stapel liegen und zählen beim nächsten Mal wieder mit.
* Die etwas umständliche Formulierung ist einem besonderen Umstand geschuldet: Befindet sich ein Philosoph unter den Karten, deutet er wie erwähnt das Ergebnis um. Das ändert jedoch nichts daran, dass in jedem Fall der, dessen Summe höher war, seine höchste Karte (und damit in dieser Auszählung doppelt!) verliert.
Vieles klingt für Sie möglicherweise kompliziert - das ist es aber nicht: einmal gespielt, und Sie haben das Spiel verstanden und wissen genau, was Sie beim nächsten Mal besser machen wollen (und zwar am besten sofort)! Es ist jedoch komplex, und das wiederum wird Ihnen wahrscheinlich erst Spiel für Spiel für Spiel ... bewusster, weil es sich anfangs so leicht spielen lässt. Unterschätzen Sie jedoch bitte nie Ihren Gegner: auch er könnte ein Philosoph im Schafspelz ein! ;-)
Dieses Spiel wird mit 30-40 min Spieldauer angegeben. Das gilt für die ersten Partien, später kann es durchaus passieren, dass das Vorsortieren der Aktionskarten (s.o.) allein schon fünf Minuten beansprucht, weil Sie sich einfach nicht entscheiden können.
Empfehlen möchte ich dieses Spiel generell allen 2-Personen-Spiel-Nutzern, auch wenn das taktische Abwägen bei diesem Spiel Freunden von eher glückslastigen Spielen Schwierigkeiten bereiten könnte. Andererseits ist dieses Spiel am ehesten dazu geeignet, so jemandem mit Spaß die Finesse eines gut konstruierten Bluffs nahezubringen, ohne ihn damit zu überfordern.
Ergänzung vom 14.02.2011:
Einen Punkt ziehe ich dem Spiel ab, weil es kein Dauerbrenner ist, das man allein und immer wieder hintereinander einen ganzen Abend spielen möchte. 5 Punkte sind für ein Kartenspiel dieser Bauart also für mich persönlich das Maximum, das es erreichen kann... und diese 5 Punkte erreicht es mit Bravour - klare Empfehlung: anspielen und kaufen (oder andersherum)!
Gero hat Caesar und Cleopatra - Metallbox klassifiziert.
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